Predigt im Jugendgottesdienst am 12. März 2021

Predigttext:
Gottesdienst: Jugendgottesdienst am 12. März 2021
PredigerIn: Claire Müller-Netrell und Nadine Lutzweiler

Wann habt ihr eigentlich das letzte Mal eine Reise gemacht? Vielleicht an einen Strand zum Entspannen, in die Berge zum Wandern, eine Städtetour nach Amsterdam, Berlin, oder zu den Großeltern?
Auch wenn gerade das Reisen zwar sehr beschränkt ist, sind wir eigentlich schon mittendrin auf so einer Reise. Schon, seit wir geboren wurden. Unser Leben selbst ist wie eine Reise. Ein Weg, auf dem wir jeden Tag unterwegs sind. Wie bei einer Reise haben wir auch im Leben so manche Weggefährten dabei, unser Rucksack ist gefüllt mit Dingen, die man vielleicht für ein gelingendes Leben braucht und auch unser Leben hat doch letztendlich ein Ziel, auf das wir, wie bei einer Reise, zugehen.

Die spannendsten und lustigsten Reisen, die ich bis jetzt in meinem Leben machen durfte, hatten meistens immer irgendwie etwas mit einer Wanderung zu tun. Und das Bild der Wanderung hat meiner Meinung nach ein paar sehr spannende Parallelen zu unserer Lebensreise. Ein paar Gegenstände, die man auf eine Reise mitnimmt, und Eigenschaften einer Reise haben wir uns einmal genauer angeschaut.

Was wären zum Beispiel Reisen ohne Wegbegleiter? Man quatscht über das Leben, staunt gemeinsam über den farbenprächtigen Sonnenuntergang, tauscht sich über die Etappen der Reise aus, lacht viel gemeinsam. Eine Reise ist sogar sicherer, wenn man sich gemeinsam auf den Weg macht. Man beschließt gemeinsam, welchen Weg man nehmen sollte und wenn einer sich verletzt hat, kann der andere schnell sein Handy zücken und Hilfe holen. Auch bei unserer Lebensreise werden wir von vielen Menschen begleitet. Menschen, die uns wichtig sind. Menschen, die immer für uns da sind, uns mit Rat und Tat unterstützen und Kraft geben oder manchmal auch wieder auf den richtigen Weg führen, wenn wir von diesem abgekommen sind.

Wer ist das in deinem Leben? Hast du solche Menschen, auf die du dich jederzeit verlassen kannst? Mit wem kannst du gemeinsam über den Sonnenuntergang staunen, welche Lebensbegleiter helfen dir, auf dem richtigen Weg zu bleiben und dein Aussichtsziel zu verfolgen? Denk mal kurz nach.

Auf unserem Weg begegnen uns auch Dinge, die uns sehr wichtig sind und die möglicherweise auch Ziele darstellen. Vielleicht gute Noten in der Schule, Erfolg im Sport, gesund, fit und schön zu sein; beliebt zu sein und möglichst viele Follower auf Instagram zu haben, einfach nicht alleine zu sein, stets modisch gekleidet zu sein, immer das neueste iPhone zu haben oder auch einfach glücklich zu sein und das Leben voll ausgekostet zu haben? Findest du dich da wider? Auch Eigenschaften begleiten den persönlichen Weg: Vielleicht deine Begeisterung für Musik, deine lebensfrohe und lustige Art oder großes Selbstbewusstsein.

Was, wenn ich das alles habe, bin ich dann restlos glücklich? Oder habe ich dann immer noch ein Loch in meinem Herzen? Oder wenn das alles wegfällt, kann ich dann immer noch glücklich sein?!
Gibt es vielleicht ein Ziel, für das es sich wirklich lohnt zu leben?

Der Kirchenvater Augustin beschreibt seine Lebensformel mit folgenden Worten: "Unruhig ist unser Herz, bis es ruht in Dir. Denn auf Dich hin, Gott, hast Du uns geschaffen!" und greift damit Verse aus Psalm 62 auf: „Bei Gott allein findet meine Seele Ruhe, von ihm kommt meine Hilfe.“ Ich bin fest davon überzeugt, dass es in jedem von uns ein Stück unseres Herzens gibt, das nur Gott füllen kann, weil er uns zur Beziehung mit ihm geschaffen hat. In Gemeinschaft mit Gott zu leben, so wie damals Adam und Eva mit Gott durch den Garten Eden spazieren gingen, miteinander quatschten, wie Freunde. Daher wird es auch das Paradies genannt – der perfekte Ort – weil Mensch und Gott miteinander Beziehung lebten. Das ist ein zufriedenes und erfülltes Leben, weil Gott das Beste ist, er will uns nur das Beste schenken, ein erfülltes Leben. Wie ein guter Vater wünscht er sich nur das Beste für seine Kinder- die besten Aussichtspunkte auf unserer Reise: Angenommensein wie ich bin, grenzenlose Liebe, er nimmt mir all das ab, was mich belastet, schenkt mir Freiheit, Lebensfreude, eine Vision für mein Leben, den Blick für andere Menschen, Frieden, Vertrauen, dass er einen guten Plan mit meinem Leben hat.

Denn auch wenn man sich vielleicht mit seinen Eltern nicht versteht, vermeintliche Freunde über einen lästern, alles in der Schule nicht läuft und man sich schon wieder verletzt hat und nicht beim Training teilnehmen kann, ist Gott der einzige, auf den ich mich jederzeit verlassen kann, der mich immer begleitet, bei dem ich mich geborgen fühlen kann, der das Beste für mich will und sich eine Beziehung mit mir wünscht.
Wahres Glück und Zufriedenheit habe ich bei Gott gefunden. Auf dem Konficamp vor zwei Jahren gab es einen Taufgottesdienst. Am Ende nahmen wir Jugendlichen aus allen Gemeinden uns an den Händen und beteten für die Täuflinge. Am Ende stachen Sonnenstrahlen direkt in die Mitte von unserem Kreis und trafen auf das Wasser. Das war der Moment, als ich mich Gott ganz nah gefühlt habe und wusste, dass er mit uns zusammen das Ereignis feiert.

Beim letzten Jugo hatte Jacob von der Geschichte vom Verlorenen Sohn erzählt und was es ihm persönlich bedeutet: Der Verlorene Sohn traf eine lebensverändernde und hoffnungsvolle Entscheidung (Lukas 15,18): Nachdem sich sein ganzes Leben nur um Geld, Frauen und Beliebtsein gedreht hatte, traf er mitten bei den Schweinen die Entscheidung: „Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“

Das war die beste Entscheidung, die er treffen konnte, denn bei seinem Vater ging und geht es ihm am allerbesten. Als er dann zu seinem Vater nach Hause kam, feierte der ne richtige Party für ihn. Es gab die besten Steaks, super fancy Klamotten, besser als bei Gucchi und Prada, sie feierten und tanzten, weil der Sohn die beste Entscheidung seines Lebens getroffen hatte: Zu seinem Vater zurückzukehren. In dem Gleichnis vom Verlorenen Sohn wird der Vater mit Gott verglichen und Jesus möchte uns sagen: Das ist auch die beste Entscheidung, die wir in unserem Leben treffen können, zu Gott umzukehren, sich auf Gott einzulassen und ihm nachzufolgen.

Ein erfülltes Leben ist also ein Weg hin zu Gott, hin zum Vater. Ein klares Ziel. Das Ziel ist die Beziehung mit Gott. So mache ich mich auf den Weg und habe mein Ziel, Gott, vor Augen. Das ist es übrigens auch, was uns zu einem Christen macht: nicht unsere Kirchenzugehörigkeit, die Taufe oder das Abendmahl, sondern ein Leben mit Jesus Christus. Im Alltag und nicht nur am Sonntag Jesus Christus glauben und vertrauen und ihn zu unserem Orientierungspunkt im Leben zu machen. Mit Jesus Christus zu leben, das ist das Ziel unseres Lebens.
Ok, wenn dann jetzt das wichtigste Ziel in unserem Leben als Christ geklärt ist, wie geht es dann weiter auf meiner Reise auf meinem Lebensweg?

„Woher weiß ich, welchen Weg ich nehmen soll?“, fragt Alice den Hasen. „Naja, es kommt darauf an, wo du hin möchtest.“, antwortet der Hase. „Ich weiß es nicht“, sagt Alice. „Ja dann“, sagt der Hase, „ist es doch ganz einfach. Es ist egal, welchen Weg du wählst, aber geh! Sei optimistisch und glaube daran, dass es schon der richtige Weg für dich sein wird!“ (frei umformuliert nach „Alice im Wunderland“)

Auch wenn man vielleicht mal eine Entscheidung bereut, einen Weg eingeschlagen zu haben, bleib optimistisch. Es gibt immer die Möglichkeit, zurückzukehren und neu anzufangen. Wichtig ist nur, dass du auf deinem Lebensweg nicht stehen bleibst, sondern mutig mit Gott vorwärts gehst. Denn mit Gott an deiner Seite kannst du dich auf seine Hilfe verlassen. Er zeigt dir den richtigen Weg.

Wie macht Gott das eigentlich? wie finde ich auf meiner Wanderung durch das Leben eigentlich den richtigen Weg? Was hat jeder erfahrene Wanderer immer in seinem Rucksack mit dabei?
Um den richtigen Weg durch den Wald zu finden, hat ein Wanderer immer eine Karte und einen Kompass dabei.
Ich kann mich noch erinnern, als ich vor drei Jahren in Österreich mit ein paar Freunden wandern war, ohne Smartphones und nur mit Kompass und Karte. Durch Dickicht und Gehölz waren wir geklettert. Keine Wanderwege weit und breit. Nur mit Kompass und Karte, die uns sicher an unser Ziel brachten.

Für unsere Lebensreise schenkt uns Gott auch so einen Kompass und eine Karte. Sein Wort, die Bibel. Sie gibt mir die wahre Richtung zu meinem Ziel. Darin gibt Gott uns super viele praktische Tipps, wie ein Leben gelingen kann und worauf es im Leben ankommt. Das ist ein richtiger Schatz! Probiert es aus!

Psalm 119,105: Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.

Auch für Abraham, von dem wir in der Lesung gehört haben, war Gottes Wort Wegweisung für seine Reise. Auf Gottes Wort hin machte sich Abraham auf den Weg und Gott hat Abraham stets geführt und ihm gesagt, wo der Weg hingehen soll („in ein Land, das ich dir zeigen will“). Mit Gott hat man echt den besten Weggefährten der Welt, denn er weiß, wohin der Weg geht, wo es tolle Oasen und Rastplätze gibt und wo die Aussicht einfach am atemberaubendsten ist. So hilft er auch mir, gute Entscheidungen in meinem Leben zu treffen. Darum kann ich ihm vertrauen und kann gelassen sein, weil Gott einen Weg schaffen wird.
Und vielleicht so als Tipp, die ich echt schon oft umgezogen bin, es reist sich besser mit leichtem Gepäck :D Überlegt mal, was wirklich wichtiges Gepäck in eurem Lebensrucksack ist, oder ob ihr vielleicht unnötiges Gewicht abwerfen solltet, um nicht nach unten gezogen zu werden und so viel Energie dafür zu verschwenden, sodass man ganz kraftlos oben am Aussichtspunkt ankommt. Ob man wie im Anspiel unbedingt ein Kissen braucht oder nen Comic, kann man sich schon fragen :D Worauf kann ich vielleicht verzichten?
Wenn ich unnötigen Ballast ablege, kann ich beschwingt und voller Energie dem Aussichtspunkt, dem Ziel meiner Reise, entgegengehen.

So wünschen wir euch, dass ihr mutig wie Abraham losgeht, weil Gott ihm einen Auftrag und ein Versprechen gegeben hat. Das Beste ist einfach, Gott ist nicht nur das Ziel, sondern gleichzeitig auch der, der mit uns unseren Lebensweg geht, wenn wir ihn einladen, auf unsere Wanderung mitzukommen. Er ist unser Kompass und zeigt uns den Weg für ein erfülltes und spannendes Leben. Ein Leben voller Freude, Angenommensein, Abenteuer und Geborgenheit. Mit Gott zu leben ist das Abenteuer unseres Lebens. Daher komm mit auf diese Lebensreise! Die Einladung gilt.

„Ich will mich aufmachen und zu meinem Vater gehen.“

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.